Die Biosphäre Bliesgau im Frühling

18 Die Rundschau für das Biosphärenreservat Bliesgau März – Mai 2024 Zusammen mit der Gesamtstadt Homburg kamen in den sieben Städten und Gemeinden des Biosphärenreservats Bliesgau 2023 insgesamt 1.670 Anlagen mit knapp 17 Megawatt hinzu. Damit summieren sich die rd. 6.500 Anlagen auf unserem Gebiet Ende 2023 zu einer Gesamtleistung von über 128 Megawatt. Steuerten bis auf die beiden Freiflächenanlagen am Hartungshof und im Kalksteinwerk in Gersheim einzig und allein Anlagen auf den Dächern von Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden sowie Industrie- und Gewerbehallen zu diesem Wachstum bei, spielen in naher Zukunft auch Freiflächensolaranlagen eine größere Rolle. Planungsrecht am Ortsausgang von Kirkel in Richtung Rohrbach Am weitesten sind hierbei im Biosphärenreservat Bliesgau die Pläne der Firma Sunera gediehen. Am Ortsausgang von Kirkel in Richtung Rohrbach plant das Sulzbacher Unternehmen eine rd. zwei Hektar große Fläche zwischen Bundesstraße und Eisenbahnstrecke für Photovoltaik zu nutzen. Ende Januar erfolgte die Bekanntmachung des Satzungsbeschlusses zum Bebauungsplan in den Kirkeler Nachrichten. Damit besteht Planungsrecht. Frühes Stadium des Bebauungsplanverfahrens nahe des Berghofs in Homburg-Einöd An zahlreichen anderen Standorten befinden sich die Projekte noch in einem frühen Stadium des Bebauungsplanverfahrens. Nahe des Berghofs in Homburg-Einöd will die Firma ENERGY 3k aus Zweibrücken zusammen mit den Stadtwerke Homburg eine 13 Megawatt große PV-Anlage errichten. Da hierbei auch so genannte landwirtschaftliche Vorrangfläche mit in Anspruch genommen werden soll, muss die Landesplanung dem Vorhaben zustimmen. Möglicherweise erübrigt sich die Zustimmung der Landesplanung aber, weil der Bund über das Solarpaket 1 sogenannte benachteiligte Gebiete der Landwirtschaft wie am Berghof bis zu einem gewissen Ausbaugrad grundsätzlich für die Förderung klassischer PV-Freiflächenanlagen öffnen will. Gersheimer Ortsteil Niedergailbach: Vertikal aufgeständerte bifaziale Module Eine bessere Kombination aus landwirtschaftlicher Nutzung und Energiegewinnung ermöglicht die Agri-Photovoltaik. Einer der Pioniere, die Firma Next2Sun aus Dillingen, will im Gersheimer Ortsteil Niedergailbach eine der größten Anlagen dieser Bauart in Deutschland errichten. Im Umfeld des Drehbrunner Hofes soll dort auf etwa 45 Hektar eine rd. 16 Megawatt große PV-Anlage entstehen. Da die vertikal aufgeständerten bifazialen Module nur einen ganz geringen Teil der Fläche einnehmen, bleibt die Wiese weiterhin zur Beweidung und zur Gewinnung von Grassilage erhalten. Durch die partielle Verschattung der Fläche erhofft sich der Landbewirtschafter zudem einen besseren Schutz vor der Austrocknung der Fläche im Hochsommer. Gersheim im Ortsteil Walsheim: Vorab geophysikalische Messungen, Sondierungen und eventuelle Ausgrabungen Eine extrem lange Vorlaufzeit kennzeichnet ein anderes Projekt in der Gemeinde Gersheim im Ortsteil Walsheim. Noch zu Corona-Zeiten im März 2020 fanden erste Gespräche zwischen Ortsvorsteher, Gemeindeverwaltung und den Grundstückseigentümern statt. Zunächst blockierten der ehemalige Ortsvorsteher und der Ortsrat das Projekt. Auf einer ersten Informationsveranstaltung im Oktober 2021 in Haus Sonne zeichnete sich aber bereits ein Stimmungsbild für die Anlage ab. Um die unterschiedlichen Positionen im Ortsrat zu befrieden, beschloss das Gremium schließlich, im Oktober 2022 eine Bürgerbefragung in Walsheim durchzuführen. Hier sprachen sich rund zwei Drittel der Bevölkerung für das Auf dem ehemaligen Sportplatz Habkirchen ist eine große Solaranlage geplant Agrophotovoltaik-Anlage der Next2Sun Alle Möglichkeiten der Solarenergie nutzen Stand der Dinge im Biosphärenreservat Bliesgau Auch im Biosphärenreservat Bliesgau schreitet der Ausbau der Erneuerbaren Energien voran. Während in Hinblick auf die Windenergie Land und Kommunen noch sondieren, ob und wo weitere Flächen zur Verfügung stehen könnten, blickt die Solarbranche auch in unserer Region auf ein Boomjahr zurück. Projekt aus. Eine Überraschung brachte dann jedoch die frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. So teilte das Saarländische Denkmalamt, obwohl im Vorfeld im Zuge der Erstellung möglicher Potenzialflächen beteiligt, im Juni 2023 mit: „Im Planungsgebiet sind uns römische Funde bekannt, die auf eine intensive Nutzung des Geländes in der Antike hindeuten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich im Planungsgebiet römische Bauten sowie weitere archäologische Befunde befinden.“ Geophysikalische Messungen und Sondierungen sowie aber auch nachfolgende großflächige Ausgrabungen müsse der Grundstückseigentümer übernehmen. „solarDorf Habkirchen“: Inbetriebnahme Anfang 2025 Solche Einwände sind hingegen beim Projekt „solarDorf Habkirchen“ kaum zu erwarten. Auf dem ehemaligen Sportplatz und somit auf einer vorgenutzten Fläche sowie im unmittelbaren Umfeld beabsichtigt Ralf Kunz, gelernter Heizungsbauer aus Habkirchen, auf etwa 1,7 ha Fläche rd. 800 kW PV zu installieren. Parallel ist eine Ladesäule mit 50 kW, Stellplätze für Campingwagen und der Umbau des in die Jahre gekommenen ehemaligen Sportheims vorgesehen. Hier sollen ein Sportstudio sowie die ErneuBar – eine Mischung aus Café und Bar – ihre Heimat finden. Aktuell wickelt die Gemeinde Mandelbachtal noch den Verkauf der gemeindeeigenen Fläche ab. Mit einer Inbetriebnahme ist für Anfang 2025 zu rechnen. Solarpark in Bliesmengen-Bolchen Auch stark lokal geprägt zeigt sich die Projektentwicklung für einen Solarpark in Bliesmengen-Bolchen. Hier will Holger Fuchs vom Ingenieurbüro „Dorfkind Solutions“ aus Kleinblittersdorf auf einer 1,5 Hektar großen Fläche nördlich der L 105 eine 1 bis 1,5 MW starke PV-Anlage errichten. Teile des Gewinns sollen direkt an den „Dorfverein Bliesmengen-Bolchen“ und somit in die weitere Dorfentwicklung fließen. In Summe: Sauberer Strom um 10.000 Haushalte zu versorgen Den ersten Schritt im Bebauungsplanprozess – den Aufstellungsbeschluss - haben in Mandelbachtal noch zwei weitere Projekte durchlaufen: In Ormesheim könnte eine Anlage südlich der ehem. Hausmülldeponie entstehen. Im Gegensatz zu den anderen Projekten zeichnet hier mit der Firma emeren kein regionaler Partner, sondern ein internationales, sogar an der Nasdaq notiertes Unternehmen verantwortlich. Eine zweite Fläche am nördlichen Ortsausgang von Wittersheim westlich der B 423 treibt die Solos GmbH – ehemals Greencells Regio - voran. Eine gewisse Herausforderung stellt hier die Akquisition der Grundstücke mit knapp 20 Eigentümerinnen und Eigentümern dar. Ortsvorsteher Wendelin Lonsdorfer ist jedoch optimistisch, dass bis Ende März alle Verträge unter Dach und Fach sein werden. Sollten alle Anlagen in absehbarer Zukunft tatsächlich in Betrieb stünden damit mindestens zusätzliche 35 MW bzw. 35 Mio. Kilowattstunden sauberer Strom zur Verfügung, ausreichend um damit 10.000 Haushalte zu versorgen. Hans-Henning Krämer, Klimaschutzmanager Biosphärenreservat Bliesgau Klimafreundliche Biosphäre

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