Die Biosphäre Bliesgau im Frühling

14 Die Rundschau für das Biosphärenreservat Bliesgau März – Mai 2024 Artenvielfalt in der Region Mehr Struktur und mehr Vielfalt für Insekten und Feldvögel auf den Acker- und Grünlandflächen der Gemeinde Kleinblittersdorf im Ortsteil Bliesransbach. Das sind Motto und Ziele einiger Landwirte aus Bliesransbach, der Gemeindeverwaltung Kleinblittersdorf und dem Biosphärenzweckverband Bliesgau. Man will in den Gewannen „Stockallmet“ und „Bruch Allmet“ durch Blühflächen und Blühstreifen auf Ackerflächen, durch späte Mähzeitpunkte und mit Altgrasstreifen im Grünland neben der normalen Bewirtschaftung mehr tun für die Natur. „Wir wollen ein Mosaik aus Flächen schaffen, die teilweise ganz normal bewirtschaftet werden, Flächen, die einen 5 Meter breiten Blühstreifen aufweisen oder ganz als Blühflächen mit mehrjährigen Samenmischungen die Ackerstruktur gliedern. Im Grünland wollen wir Wiesen, die später gemäht werden oder normal bewirtschaftete Wiesen, auf denen Altgrasstreifen bis ins kommende Jahr stehen bleiben“, beschreibt Dr. Gerhard Mörsch, Geschäftsführer des Biosphärenzweckverbandes Bliesgau das gemeinsame Vorhaben. Dazu hat er die volle Zustimmung der Gemeindeverwaltung, handelt es sich doch auch um deren Eigentum. „Wir wollen ganz freiwillig mit unseren Pächtern, den Landwirten vor Ort, die Flächen so naturnah bewirtschaften, wie dies möglich ist. Die biologische Vielfalt ist uns auch in der Landwirtschaft wichtig“, bewertet Bürgermeister Rainer Lang das Vorhaben. „Wenn es gelingt, dann werden eine Vielzahl interessanter und vielleicht sogar seltener Insekten auf den Wiesen und Äckern der ins Auge gefassten Gewanne in Bliesransbach zu sehen sein“ Die Landwirte stehen den geplanten Maßnahmen für mehr Biodiversität offen gegenüber und wollen sich auch freiwillig in das Programm auf den gepachteten Flächen der Gemeinde einbringen. Wenn es gelingt, dann werden eine Vielzahl interessanter und vielleicht sogar seltener Insekten auf den Wiesen und Äckern der ins Auge gefassten Gewanne in Bliesransbach zu sehen sein, insbesondere im „Bruch Allmet“, das sowieso bereits aus einem Mosaik aus Acker- und Grünlandflächen besteht. Im Projekt sollen auch die Erfahrungen aus dem Projekt „Insekten freundliche Regionen“ des Global Nature Funds aus dem übrigen Biosphärenreservat eingehen. Dort konnte man schon sehen, dass auf den Blühflächen mit den richtigen Saatgutmischungen mehr Insekten Pollen und Nektar finden als auf dem herkömmlichen Acker. Seltene Wildbienen sind auf den Blühstreifen häufige Gäste. Ziel: Kiebitze, Steinkäuze und eine große Vielfalt anderer Wildtiere Im „Stockallmet“, wo schon wunderschöne, alte Obstbäume das Bild einer Streuobstwiese prägen, will man sich lediglich auf einen passenden Mähzeitpunkt verständigen, vielleicht Ende Juni oder Anfang Juli und auf chemische Düngung und Spritzmittel verzichten. „Das reicht, um eine artenreiche Streuobstwiese zu entwickeln“, meint Gerhard Mörsch vom Biosphärenzweckverband. Für den Biosphären-Ranger der Naturwacht Saar, Michael Kessler, sollte es sowieso oberstes Ziel sein, bei der Bewirtschaftung der Flächen der Gemeinde auf Spritzmittel und chemischen Düngung zu verzichten. „Ich setze darauf, dass dies mit den Pächtern auf freiwilliger Basis abgestimmt werden kann. Ansonsten müssten wir uns darüber im Gemeinderat unterhalten, wie wir mit unseren Pachtflächen umgehen. Wir hatten vor ein paar Jahren auf den Wiesen im „Bruch Allmet“ noch Kiebitze, Steinkäuze und eine große Vielfalt anderer Wildtiere. Da wollen wir wieder hin“, so der Anreiz von Michael Kessler für das Projekt. 33 neue Wildbienenarten Der renommierte Wildbienenspezialist Ronald Burger von IFAUN - Faunistik und Funktionale Artenvielfalt begab sich auf Entdeckungsreise in die saarländische Welt der Blüten und summenden Bewohner. Das Ergebnis: 33 Wildbienenarten, die bisher im Saarland nicht auf der naturkundlichen Landkarte zu finden waren. Eine wertvolle Erkenntnis, die den Nachholbedarf bei der Erfassung der heimischen Insektenbestände verdeutlicht. Klimawandel und Zuwanderung aus benachbarten Regionen sorgen für spannende Neusichtungen In den Jahren zuvor wurden für das Saarland bereits 213 Wildbienenarten beschrieben, doch Wildbienenspezialisten waren sich stets sicher, dass es noch mehr zu entdecken gibt. Der Klimawandel und die Zuwanderung aus benachbarten Regionen wie Frankreich sorgten für spannende Neusichtungen und erweiterten das Potenzial für faszinierende Entdeckungen im Saarland. Weitere Neufunde erwartet Gleichzeitig offenbart sich eine Lückeim„altenWissen“überdieRegion. Im Biodokumentationszentrum des Saarlands in Landsweiler-Reden schlummert eine umfangreiche Sammlung von Wildbienen, die auf ihre Auswertung wartet. Hier könnten weitere Neufunde auf ihre Entdeckung warten, die längst in der Region beheimatet sind, wie Ronald Burger betont. Mehr Vielfalt für Insekten und Vögel Blüh- und Altgrasstreifen sollen die biologische Vielfalt auf den Acker- und Wiesenflächen im Eigentum der Gemeinde Kleinblittersdorf in Bliesransbach im „Bruch-Allmet“ erhöhen. Foto: Gerhard Mörsch Im Dienst Projekt „LIFE Insekten sorgt für Entdeckungen Die Biosphäre Bliesgau erlebte in den Jahren 2022 und 2023 einen wahren Forschungsboom. Im Rahmen des EU-geförderten LIFE-Projekts „ Insektenfördernde Regionen“ engagierten sich Landwirte für die Artenvielfalt, legten mehrjährige Blühflächen an und schenkten den dort lebenden Wildbienen eine Bühne. Mehr dazu unter www.johnen-gruppe.de

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